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Nachfolgend der erste Teil von meinem Segeltörn im toskanischen Archipel, Juni 2000
(Stand: 23. April 2002)

Ich war schon des Öfteren mit größeren Dampfern (36..50 Fuß) als Crewmitglied und auch als Skipper im Mittelmeer und der Karibik unterwegs. Aber diesmal wollte ich meine Biggi, ne olle Neptun 22, vom schwäbischen Meer mit ans Mittelmeer nehmen.

Die Biggi habe ich vor drei Jahren ziemlich nackt erworben und mittlerweile mit einigen notwendigen Accessoires ausgestattet. Dazu gehören:

Damit jetzt keiner meint, das Boot sei ein Luxusdampfer noch eine Aufstellung über die Dinge, die die Biggi nicht hat:

Biggi wartet vor der Hobbywerkstatt auf die Abfahrt und muß noch verzurrt werden

Ende Mai ging es dann mit 4 Wochen Urlaub, dem Alex mit 10 Tagen Urlaub, dem Trailer, Golf (70PS und 390000km) und natürlich der Biggi los.

Gestartet wurde mit dem 2,5-Tonnen-Gespann am Sonntagabend in Lindau, mit dem Gedanken, den San Bernadino bei kühlen Temperaturen und wenig Verkehr zu Überwinden. Die Fahrt war völlig problemlos, also kein Stop and Go den Paß hoch (was mein Alptraum gewesen währe), am Paß dann noch die Heizung auf Stufe drei, um die Kühlung zu unterstützen. Hinter Genua haben wir in der Biggi (auf'm Trailer) übernachtet.
Am nächsten Tag ist dem Alex dann noch eingefallen, daß er noch nie in Pisa war... Also runter von der Autobahn und rein nach Pisa, mit dem Gespann einen Parkplatz suchen. Glücklicherweise gibt's in Pisa einen großen Parkplatz. Pisa war schnell angeschaut, so daß wir Mittags in Castiglione della Pescaia (südlich von Piombino) angekommen sind. Dort sollte der beste Hafen zum Einwassern und zum Autostehenlassen sein.

Nach längerem Verhandeln mußte ich dann in der dortigen Werft anstatt 140.000 immerhin noch 120.000 Lire zahlen um das Boot ins Wasser zu kranen. Der Mast war zu zweit schnell gestellt. Dann mußten noch Anker, Kette, Außenborder , Ruder sowie die restliche Ausrüstung und Klamotten vom Golf in die Biggi geladen werden.
Aus Gründen der Fahrstabilität und um den Trailer nicht zu überladen waren diese Sachen im Golf.
Abends im Hafen habe ich dann testweise noch die nagelneuen Sturmsegel gesetzt, um im Fall des Falles auf dem Wasser keine Überraschung zu erleben. Alex hat anschließend von mir noch die obligatorische Sicherheitseinweisung erhalten.

Kurzer Zwischenstopp mit obligatorischem Foto:
Alex vor dem schiefen Turm

Biggi wartet in Castiglione aufs Einwassern

Dienstag, den 30.05.00

Da Alex nur noch ne Woche Zeit zum mitsegeln hatte, ging es am nächsten Morgen gleich nach Porto Azzuro auf Elba (ca. 20sm). Gestartet sind wir bei flacher See und 4 Bf hoch am Wind, also ideale Windbedingungen. Nach der halben Strecke hatte es dann allerdings ca. 1m Welle und 7 Bf, was für die Biggi mit Reff im Groß und Fock kein Problem war. Wir beide mußten allerdings der Reihe nach Kotzen (wir waren aber trotzdem jederzeit Einsatzbereit). Es war halt schon immer ein Fehler, am ersten Tag gleich einen größeren Schlag zu machen, bevor man sich ans Geschaukel gewöhnt hat. Außerdem wollte ich von Anfang an korrekt Logbuch führen und regelmäßig die Position bestimmen, was der Seekrankheit auch noch förderlich ist. Am späten Nachmittag sind wir dann im Hafen von Porto Azzuro angekommen. Dort haben wir ein nettes älteres, englisches Paar auf nem 23 Fuß Zweimaster mit dem Namen "Gulliver" getroffen. Die waren nur deshalb im Hafen und nicht in der Bucht ankern, weil der Wetterbericht etwas von einer Gale-Warning gesagt hat...
Biggi hatte sich jedenfalls bewährt, auch der Autopilot hatte (bis auf wenige Situationen mit mehr als 30 Grad Lage) die Situation jederzeit im Griff.

Der Zweimaster "Gulliver", auf-
genommen bei einem späteren
Treffen in der Bucht von Portoferraio.
Das Boot hat unverstagte Masten und
kein Vorsegel und ist deshalb sehr
einfach zu segeln (selbstwendend).
Bei mehr Wind können beide Segel
gerefft werden, was zusätzliche Segel
überflüssig macht.

Mittwoch, den 31.05.00

Wir sind bei wenig Wind von achtern nach Marina di Campo gesegelt  und konnten dabei auch mal den Blister setzen. Im Hafen von Marina di Campo konnte ich dann dank geringem Tiefgang einen Platz mit Mooring ergattern und nachts dabei zusehen, wie ein Dickschiff ca. 2 Stunden lang damit beschäftigt war, den Anker wieder hochzukriegen, weil er in einer anderen Kette hing. Hafenkino ist doch was schönes ;-) .
Neben Biggi hat sich dann noch ein älteres Paar gelegt, das noch nie ein Segel an seinem 8m-(Segel)Boot gesetzt hat - Sachen gibt's...

Sigi beim ordnungsgemäßen Führen des Logbuchs

Donnerstag, den 01.06.00

Wir sind um die Insel herum nach Marciana Marina gefahren, mangels Wind ausschließlich unter Motor. Auch hier hat uns der Autopilot vor stundenlangem Rudergehen bewahrt. In Marciana Marina haben wir dann am Nordwest-Kai (kostenlos) mit Buganker und Heckleinen festgemacht. Marciana Marina ist ein nettes Städtchen, und weil man am Nordwest-Kai kostenlos liegt, trifft man dort immer interessante (Langzeit-)Segler. Wir sind dort noch nen Tag länger geblieben und haben uns 50er Roller ausgeliehen, um die Insel zu erkunden. Das hat sich wirklich gelohnt, weil Elba wirklich schön ist. Der Ort Poggio, der oberhalb von Marciana Marina liegt, ist auf jeden Fall einen Besuch wert - nicht nur der tollen Aussicht wegen.
Ein Segeltörn sollte meiner Meinung nach nicht nur aus Segeln und Hafen-angucken bestehen. Unser Ziel war es nicht, viele Seemeilen zu machen oder irgendeinen Rekord zu brechen.

Im Hafen von Marciana Marina, die Biggi ist zwischen den Großen mal wieder kaum zu sehen.
Die Biggi mit gesetztem Sonnensegel - Abendessen in 22 Fuß kontra 33 Fuß

Samstag, den 03.06.00

Nach einem Badeaufenthalt bei der Halbinsel Enfola sind wir in den Stadthafen von Portoferraio gefahren. Das Flair dort hat mir sehr gut gefallen, außerdem habe ich dort viele nette Bekanntschaften gemacht. Neben uns lag z.B. ein Norweger, "Øyvind", der in seinem 26-Fuß-Boot lebt und auf dem Weg von Norwegen nach Griechenland in Portoferraio hängengeblieben war (Er konnte z.B. nicht schwimmen und auch nur drei Knoten...). Mit "Øyvind" haben wir uns lang unterhalten. Nach drei Tagen in Portoferraio war der Urlaub von Alex leider zu Ende. Ich hab Ihn noch zur Fähre gebracht, von Piombino ist er dann mit dem Zug weitergefahren.

Die Festung von Portoferraio

Sigi (ich) und Øyvind im Hafen von Portoferraio

Øyvinds Boot später in der Bucht von Portoferraio

Dienstag, den 06.06.00

Bei mir kam ein sehr freundlicher Herr vom Hafenpersonal vorbei und hat mir mitgeteilt, daß ab sofort Gebühren für den Aufenthalt in Portoferraio zu entrichten seien (bisher wurde keine Liegegebühr erhoben). Dafür gäbe es dann Strom und Wasser. Für mein Boot wären das 52.000 Lire pro Nacht gewesen, nicht gerade wenig für ein 22-Fuß-Bootchen!!
Wie (fast) alle anderen im Hafen habe ich mich daraufhin auch für die Bucht von Portoferraio (westlicher Teil) entschieden. Im Ostteil der Bucht hatte es sehr starken Südwestwind, so daß ich gefahrlos (ohne Welle) meine Sturmsegel in allen Variationen ausprobieren konnte. Es muß jedenfalls schon viel Wind gehabt haben (ich schätzte 7-8 Bf), weil die Biggi mit Sturmfock und Tri-Segel (insgesamt 6 qm) bis zu 6,5 Knoten also deutlich über Rumpfgeschwindigkeit gelaufen ist. Messen kann ich die Windstärke aber nicht.

Øyvind schleppt das Boot von einen Liveaboard, der einen Motorschaden hat, aus dem Hafen in die Bucht.
Auf dem Vordeck steht Øyvinds Mountainbike. Normalerweise befestigt er das
Fahrrad am Heckkorb - Bordräder müssen also nicht immer klein und klappbar sein....

Mittwoch, den 07.06.00

Da ich auf meinem Segeltörn noch mehr als nur Elba sehen wollte -ganz nach dem Motto "woanders ist es auch ganz schön"- , bin ich (in Begleitung von Øyvind mit seinem Boot) am nächsten Tag nach Marciana Marina gesegelt. Marciana Marina bietet sich als nordwestlichster Hafen von Elba als Absprunghafen nach Korsika oder Capraia an. Am Abend bin ich dann mit Øyvind nochmals fein Essen gegangen und wir haben ausgemacht, daß ich ihn auf meinem Rückweg in Portoferraio nochmals besuche.

Donnerstag, den 08.06.00

Die im Hafen ausgehängte Wettervorhersage von Meteo France und auch die Deutsche Welle kündigten NO-Wind mit 4 Bf und ruhige See an, so daß meinem Schlag nach Capraia nichts im Wege stand. Dies war gleichzeitig das erste Mal, daß ich ganz alleine auf dem Meer segeln war. Leider ist der anfangs vorhandene Wind dann nach 6 sm eingeschlafen, so daß ich den restlichen Weg nur mit Motorhilfe zurücklegen konnte. Da ich zeitig im Hafen von Capraia war, konnte ich noch einen der letzten Plätze vor Buganker und Heckleine ergattern und die Insel etwas erkunden.

Freitag, den 09.06.00

Nach etwas Motorunterstützung konnte ich Segel setzen und bei Anfangs 2 Bf mit Hilfe des Blisters, später sogar mit 4 Bf nach Macinaggio auf Korsika segeln. In Macinaggio hat es mir aber nicht gefallen, da es eine sehr anonyme Marina ist, vielleicht lag es auch daran, daß mir zum ersten Mal keiner beim Festmachen geholfen hat. Jedenfalls war ich dort nur kurz Wasser bunkern, einkaufen und Müll entsorgen. Danach bin ich nach Santa Severa, ein paar Seemeilen südlich, weitergefahren um zu übernachten. Dort wollte ein freundlicher Herr von der Gemeinde 50 FF Liegegebühr von mir haben. Da ich aber nur 100.000 Lire dabei hatte und sich in dem Ort auch keine Bank befindet, hat er aufs kassieren verzichtet.

Samstag, den 10.06.00

Ich wollte nach Süden, nach Bastia, evtl. noch weiter. Nach dem Auslaufen konnte ich auch sofort Segel setzen und gegen 5 Bf und 0,5m Welle ankreuzen. Der Wind hat sich dann jedoch auf 7 Bf gesteigert und eine Welle von 1m produziert. Unter gerefftem Groß und Fock konnte ich aber doch Höhe laufen und so entschied ich mich, trotz Dauerduschen, nicht umzukehren. Als mir eine Fähre genau auf Kollisionskurs entgegen kam, habe ich den Radarreflektor am Achterstag gesetzt, um mein Gewissen zu beruhigen. In einem Abstand von 1-2 sm hat die Fähre dann Ruder gelegt und mich mit einem Abstand von 200m passiert. Bei dieser Situation (die sicher noch nicht gefährlich war), reifte mein Entschluß, mir ein Seefunkgerät zu besorgen, um künftig in der Lage zu sein, mit den anderen zu kommunizieren. Im Stadthafen von Bastia (Vieux Port) habe ich dann kurz festgemacht, um mich anschließend auf einen zugewiesenen Platz zu verholen (Liegegebühr 82 FF/Nacht). Da das Wetter nicht besser wurde (Wind und zeitweise Regen) entschied ich mich für einen Tag Aufenthalt in Bastia. Die Stadt ist eine Mischung aus verfallen, erbärmlich aber auch etwas mondän. Man sieht, daß die Stadt früher bessere Zeiten gesehen hat. Ein Graffiti mit dem Text "viva la bronx" trifft die Sache teilweise recht gut.
Ich mußte mich jetzt entscheiden, ob ich weiter nach Sardinien ins Maddalena Archipel fahre oder gleich zurück nach Elba und dann evtl. weiter nach Giglio. Ich habe mich dann dafür entschieden, zurück nach Elba zu fahren, da ich für Sardinien jeden Tag eine Etappe hätte zurücklegen müssen - ohne die Möglichkeit von Aufenthalten. Der direkte Weg von Sardinien nach Italien oder Giglio, der Zeit gespart hätte, war mir alleine im Boot doch zu lang.

Bastia vom Vorhafen aus gesehen

Stadthafen "Vieux Port" von Bastia, wer genau hinsieht, entdeckt auch die Biggi (links von der Bildmitte)




Ich will auch den zweiten Teil sehen

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